Bogensport

 

Deutsche Meisterschaft im Bogenschießen 2018

Spannung bis zum letzten Pfeil

Besser hätte es nicht laufen können: Herrliches Sommerwetter begleitete die knapp 750 Teilnehmer  der Deutschen Meisterschaft im Bogenschießen an allen drei Tagen. Erstmals in Wiesbaden veranstaltet, hätte dann auch der Austragungsort kaum beeindruckender sein können.

Denn das Ambiente auf dem Bowling Green vor dem Wiesbadener Kurhaus bot den Finalisten eine derartig großartige Kulisse, dass selbst weltcuperfahrene Sportler wie Lisa Unruh begeistert waren. Unruh, Olympia-Zweite von Rio und Weltranglisten-Vierte, schoss sich schließlich bei der Disziplin “Recurve-Bogen-Damen” auf den ersten Platz und bestätigte damit einmal mehr ihre Klasse.

DM 2018

Die Finalarena auf dem Bowling Green in Wiesbaden – Foto: Werner Wabnitz (HSV)

Bevor es ins Finale ging, wurden allerdings die Qualifikationen auf dem Sportplatz in Wiesbaden-Dotzheim ausgetragen. Auf dem Platz herrschte mal quirliges Gewusel, mal extreme Anspannung beim Schießen. Oft genug wurde es dann extrem knapp – wie später beim Finale herrschte Spannung pur bis zum letzten Pfeil. Mit der Trefferaufnahme waren schließlich die Weichen für das Weiterkommen gestellt. Und nach Beendigung der jeweiligen Qualifikationsrunden wurden die ersten Medaillen verliehen – ein sich wiederkehrendes Ritual für die verschiedenen Disziplinen und Wettkampfklassen. Das ging bis in die frühen Abendstunden hinein, bis die letzten Bogenschützen in der Dämmerung ihre Qualifikation beendet hatten. Und bis zu guter Letzt feststand, wer von den Teilnehmern sich für das Finale auf dem Bowling Green qualifiziert hatte.

DM 2018

Sophie Wollenhaupt gewann die Silbermedaille bei den Juniorinnen mit dem Recurvebogen – Foto: Werner Wabnitz (HSV)

Gewertet wurde dabei getrennt nach Damen und Herren, nach Altersklassen und nach den jeweiligen Bogendisziplinen. Geschossen wurde auf 70 Meter Distanz mit dem Recurvebogen und auf 50 Meter mit dem Compoundbogen.  Und nur wer in der goldenen Mitte möglichst oft die Zehn traf, blieb im Rennen um das Finale. Und dieses bewies dann die Meister.

Lisa Unruh hat dies wieder einmal geschafft. Und mit ihr der Überraschungssieger Dominic Gölz von SV Dornhan, der bei den Herren den ersten Platz errang. Beide mit dem Recurvebogen, der einzigen Bogensportart, die bei der Olympiade zugelassen ist.

DM 2018

Samuel Werner erreichte mit dem Compoundbogen den zweiten Platz – Foto: Werner Wabnitz (HSV)

Wenn auch die Zuschauerzahlen nicht ganz den Erwartungen entsprachen – für den Austragungsort gab es ringsum nur Lob. Denn das Kurhaus im Hintergrund, die seitlichen Kolonnaden und die beiden Wasserbecken mit ihren Kaskadenbrunnen im Zentrum bildeten für diese Deutsche Meisterschaft im Bogenschießen einen ganz besonderen Rahmen. Für den Bogensport also eine ideale Präsentation. Wiederholung wünschenswert.

Nachfolgend einige Impressionen von der Deutschen Meisterschaft im Bogensport

 

Bogensport – etwas für Individualisten

Sich von der Hektik des Alltags zu entfernen, die Zeit zu verlangsamen, um endlich wieder zu sich selbst zu finden – nichts ist besser dafür geeignet als der Bogensport.  Sich voll auf das Ziel zu konzentrieren – nicht zuletzt mit dem Ziel, aus der Ruhe Kraft zu schöpfen. Und das Ganze noch mit einer sehr kontemplativen, erholsamen Sportart zu verbinden, die Geist und Körper gleichermaßen fordert.
So gibt es Bogensportler, die ihren ganz eigenen Ansprüchen gerecht werden, indem sie sich ihre “Langbögen” selbst bauen und dann damit “blanc” schießen, also ohne Visierung rein aus intuitiver Erfahrung. Oder aber solche, die mit dem “Recurve-Bogen” als Standard-Sportbogen einzig und allein Konzentration und Zielsicherheit üben. Und es gibt auch die Spezialisten, die mit dem hochtechnologisierten “Compound-Bogen” die optimale Zielsicherheit auf bis zu 100 Meter Entfernung trainieren und diese auch auf den verschiedensten nationalen Wettbewerben beweisen.
Eines aber haben alle Bogenschützen gemeinsam: Sie sind und bleiben Individualisten der besonderen Art. Sie verbindet Kameradschaft und Gemeinsinn. Und die Liebe zum Sport in freier Natur, unbelastet von Stress und der Hektik unserer Zeit – bestenfalls “gestört” vom Gezwitscher der vielen Vögel, die sich vom Bogensport so gar nicht stören lassen. Es ist eine ganz spezielle Abteilung eines jeden Vereins, die damit nicht zuletzt die Ursprünge der Schützengesellschaften und Schützenvereine betont – Ursprünge, die bis ins früheste Mittelalter zurück reichen.

 

Bogenvielfalt

Standardbogen beim wettkampfmäßigen Bogenschießen ist der “Recurve-Bogen”. Und auch nur der ist bei der Olympiade zugelassen. Geschossen wird auf unterschiedlichen Distanzen, angefangen von 5 bis 10 Metern bis hin zu 70 und mehr Metern. Von der Spannung des Bogens – in “lbs” gemessen (ein englisches Pfund, “Libbs” ausgesprochen, entspricht ziemlich genau 0,454 Kilogramm) – ist die Zielsicherheit je nach Entfernung abhängig. Bei der Olympiade wird dann übrigens auf 70 Meter geschossen. Besonderheiten sind der extrem starke Compound-Bogen, vielfach als “Flaschenzug-Bogen” verspottet, oder aber die verschiedensten Langbögen, die oft nach historischen Vorbildern gefertigt werden. Im Gegensatz zu Recurvebogen und Compoundbogen haben sie keine hochtechnologisierte Visierung noch sonstige Stabilisierungs-Komponenten. Sondern werden in der Regel von Liebhabern und Individualisten bevorzugt, die auf puristisches Bogenschießen Wert legen.